Montag, 15. November 2010

Was ist es eigentlich?

Genau vor 5 Monaten:
Am Morgen des 14. Juni zwischen 6 und 7Uhr spührte ich ein kleines Stechen in der Leistengegend. Nichts Weltbewegendes, dachte ich, und drehte mich in meinem kuscheligen Bettchen noch einmal um. Gegen Mittag wurde das Stechen doch noch intensiver. Sollten das Wehen sein?? Nie im Leben!! Ich konnte ja noch gehen, essen, aufräumen. Es müssen Übungswehen sein. Sollen ja häufig vorkommen, vor der Geburt. Zumal das Ganze sehr unregelmäßig stattfand.
Also weiter im Text bzw. im Tagesablauf. Staubsaugen, Badezimmer schrubben, Babysachen sortieren etc. Mein Unterbewusstsein gab mir zu verstehen "Pack mal deine Kliniktasche!". Nagut, aber brauchen werde ich sie sicherlich nicht. Das Ganze findet hier immer noch viel zu unregelmäßig statt. Ich sortierte in aller Ruhe Wäsche hin und her, überlegte was praktisch ist und was nicht. Hin und her, rein in den Koffer, raus aus dem Koffer.
Gegen 16Uhr mal ein etwas heftigeres Stechen. Puh, da muss ich stehenbleiben, Atmen, etwas mehr Atmen, tief durchatmen. Danke an den Yogakurs den ich noch in der Schwangerschaft besucht habe!
Wehen??? Nicht wirklich. Keine erkennbaren Abstände, aber vielleicht sollte ich sie mal messen, diese Abstände. Mein eiFohn also ständig mit dabei und wie ein Sportler, Runden gemessen.
Um 18Uhr kündigte sich der Ehemann an. Ob er schnell nach Hause kommen soll oder noch was erledigen kann. Wieso denn schnell nach Hause kommen?? Ist doch gar nichts los. Das Ziehen und/oder Stechen wurde zu diesem Zeitpunkt Tatsache anstrengend aber für mich nichts Akutes, weil immer noch unregelmäßig.
Gegen 20Uhr gabs noch lekka Abendbrot mit dem Ehemann zusammen. Was Deftiges, weil ich so ein Hunger hatte. Der Tag war so anstrengend. Immerhin sind 120cm Bauchumfang schon eine logistische Herausforderung. Das verbraucht viel Energie. Während ich in unregelmäßigen Abständen wegatmete, packte der Ehemann seinen Teil in die Kliniktasche.
Um 22Uhr wollte ich es dann wissen. Wenn es Wehen sind, müssten diese sich ja bei einem warmen Bad verstärken. Wenns keine sind, wirds besser. (Gelernt in der Geburtsvorbereitung)
Das eiFohn am Badewannenrand stoppte die Zeit, der doch langsam regelmäßigen Wehen. Ja, es wurde mir jetzt klar. DAS sind Wehen. Das warme Bad beschleunigte die Wehenabstände von 7 auf mindestens 5 Minuten. "Ins Krankenhaus?", fragte der Ehemann. "Ja, ins Krankenhaus", antwortete ich.
Um 23:30Uhr saßen der Ehemann am Lenkrad, ich auf der Beifahrerseite, das eiFohn zwischen uns. Jedes Mal wenn eine Wehe kam musste der Ehemann auf 120km/h runter bremsen. Mehr ertrug ich währendessen nicht. Dies machte ich ihm klar, indem ich eine neue Runde auf dem eiFohn startete. Reden war nicht drin.
Kurz nach 0Uhr, am 15.Juni, kamen wir in der Klinik an.Wehenabstände zwischenzeitlich 2,5 Minuten.
Eine liebe Hebamme begrüßte uns. Die standardmäßige Routine wurde durchgeführt. CTG, Blutabnahme etc. Ganz naiv fragte ich die Hebammen, ob das denn nun wirklich Wehen sind. "Oooh jaa, das sind so richtig schöne Wehen!" erwiderte sie und zeigte mir den Ausschlag auf dem CTG.
Ups! Es ging also los. Naja, eigentlich waren wir schon mitten drin und es gab auch kein Halten mehr. Wir durften uns ein Geburtszimmer aussuchen. Sonst wollte wohl niemand in der Nacht hier ein Baby bekommen. Wir suchten uns das Premium-Zimmer aus. Mit Geburtswanne, einem riesigen Geburtsbett und vielen Spielereien wie Pezziball, Hocker, Seil und Co. Es fehlte für meinen Geschmack noch ein 50 Zoll Plasmabildschirm. Das wäre Entspannung pur gewesen.
Bei Eintritt in das Geburtszimmer um ca. 1Uhr fragte ich die Hebamme, was sie denken würde, wielange es noch dauert. "3-4 Stunden bestimmt noch", antwortete sie. Ich atmete tief durch, die nächste Wehe stand an.
Es stellte sich heraus, dass ich nichts von den Spielereien brauchte, die dort zur Verfügung standen. Ich wollte nicht stehen, nicht sitzen, nicht liegen und schon gar kein Vierfüßler-Stand. Alles war doof.
Ich beschäftigte mich lange Zeit mit dem Herausfinden einer geeigneten Geburtsposition bis die Hebamme auf einmal mit einer Ärztin hereinkam. Mir Globulis in den Mund schiebte und mich in diese typische Gebärhaltung (Rückenlage, Füße hoch) legte. Ahhhh, das war gut. Kurz und knapp erzählten beide uns, dass die Werte unseres Babys nicht so gut sind und wahrscheinlich der Kopf im Geburtskanal feststeckt. Zu groß der Kopf. (Ah, ein Dickkopf. Ganz die Mama.) Ich müsste jetzt so richtig pressen damits voran geht. Was? Noch mehr? Drei bis vier Presswehen mit atemberaubendem Druck waren nötig (danke Yogakurs) und wir hielten unser Kind im Arm. Alles gut gegangen. Werte wieder ok, Kind gesund. Kuschelnd auf meinem Bauch schlief es ein. Der Ehemann und ich freuten uns und atmeten tief durch, dass alles gut gegangen ist. Es war 2.13Uhr nachts. Nicht mal eine Stunde Kreißsaal, nicht mal 30 Minuten Presswehen.
Die Hebamme füllte die entsprechenden Dokumente aus und stockte bei einem Eintrag. Männlich oder weiblich? Was ist es eigentlich? Wir guckten uns alle fragend an. Das hat bei der Aufregung anscheinend niemanden interessiert. Wir hoben das Kleine hoch und das relevante Körperteil kam zum Vorschein. 15 Minuten nach der Geburt wussten wir also, dass unser Kind ein Junge ist. 

#include <iostream> 
using namespace std;
 int main()
{
   cout << "Hallo Welt! Hallo Mama und Papa! Ich bin da!" << endl; 
   return 0;
}
 
Julian
*15.06.2010
3850g
54cm
verflixter 36cm Kopfumfang

PS: Auf die Frage, ob wir zeitlich hätten früher in die Klinik kommen sollen, antwortete die Hebamme, dass wir alles richtig gemacht haben. ABER: Beim zweiten Kind dann bitte rechtzeitiger!
Ok! :)

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